„Lieber Bühne als Büro“, sagt Steffi List

Steffi List2007 sang die Geldersheimerin bei Stefan Raabs Casting-Show. Heute spielt dieSteffi List hat geschafft, was nicht vielen Künstlern gelingt – die Sängerin und Komponistin lebt von der Musik. Mit daran schuld ist Stefan Raab, der Show-Titan von ProSieben.

Vor beinahe fünf Jahren hat List in seiner Casting-Show „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ den dritten Platz gemacht und damit deutschlandweite Bekanntheit erlangt. Davon profitiert die 37-Jährige bis heute – auch wenn der ganz große Durchbruch ausgeblieben ist.

Steffi List liebt einfach die Musik und die Show auf der Bühne. Ihr Erfolgsrezept ist, dass sie keine Berührungsängste mit Festzelten und Möbelhauseröffnungen hat. Sie findet nichts Schlechtes daran, mit ihrer Coverband den Menschen eine Freude zu machen. Immer noch als Notargehilfin zu arbeiten, wie sie es einmal gelernt hat, das wäre der Horror. So lange es mit Musik zu tun hat, ist es gut.

„Ich würde jedem Künstler raten, bei einer Castingshow mitzumachen – einfach um Bekanntheit zu erlangen.“Steffi List

Sie singt in der Coverband, tritt als Unplugged-Trio auf, und macht ihr eigenes Ding. Drei Alben mit Musik aus ihrer Feder hat sie schon veröffentlicht. In der Schweinfurter Szene ist sie durch allerhand Band-Mitgliedschaften seit Jahren ein Begriff. Etwa 100 Konzerte spielt sie im Jahr. Und das alles läuft ohne große Plattenfirma, ohne Riesen-Vertrieb im Rücken, ohne Werbepower.

Ein bisschen anders hatte sie sich das nach dem Erfolg bei Stefan Raab schon erhofft. „Ich dachte, nach der Show kommt was“, sagt sie, „aber keiner der Zweit- bis Viertplatzierten ist je von einer Plattenfirma angesprochen worden.“ Fast ein Jahr nach dem TV-Finale hätte sie sich gedacht, „irgendwas musst du machen“. Sie wollte endlich mit eigenen Songs loslegen.

Bei Hemul Records in Maßbach (Lkr. Bad Kissingen) produzierte sie schließlich das erste eigene Album, damals noch auf Englisch. Mittlerweile singt Steffi List auf Deutsch. „Viele haben mir dazu geraten“, sagt sie. Ein bisschen ungewohnt ist das noch, eine Herausforderung. List findet: „Die Schwelle zum Schlager ist nicht hoch.“

Trotz, dass aus List bislang kein Superstar geworden ist: Die Teilnahme an „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ bereut sie überhaupt nicht. „Ich würde jedem Künstler raten, bei einer Castingshow mitzumachen – einfach um Bekanntheit zu erlangen.“ Bei Raab habe sie sich immer fair behandelt gefühlt. Aber natürlich müsse man auch mit dem Absturz nach dem Finale rechnen. Und, mit Blick auf viele Casting-Formate, meint sie: Wenn man gewinnt, müsse man das Spiel dann auch mitspielen.

Das muss List heute nicht. Die Texte zu ihrer Musik stammen zumeist von ihrer Freundin Julia Derleder. Dass sie lesbisch ist, daraus macht sie weder ein Geheimnis, noch ein großes Thema. Ihre häufigen Auftritte bei „Frauen-Partys“ oder beim Christopher Street Day erklärt sie nicht mit ihrer Homosexualität, sondern damit, „dass die beim CSD gerne Leute aus dem Fernsehen nehmen“.

„Keiner der Zweit- bis Viertplatzierten ist je von einer Plattenfirma angesprochen worden.“Steffi List

List sagt entspannt: „Ich bin keine Aktivistin.“Wenn es allerdings um behinderte Menschen oder benachteiligte Kinder geht, wird List doch zur Aktivistin. Sie engagiert sich für die Schweinfurter Kindertafel. Zusammen mit Behinderten aus den Mainfränkischen Werkstätten hat sie die Band „Mosaik“. Entstanden ist das ehrenamtliche Projekt aus einem Wettbewerb der Behinderten-Organisation: MFWSDS – Mainfränkische Werkstätten sucht den Superstar. List war Mitglied der Jury, quasi ein netter Dieter Bohlen.

„Das hat mich total berührt“, sagt die Geldersheimerin. Nach dem Finale von MFWSDS entstand „Mosaik“. Die Band tritt bei Veranstaltungen der Einrichtungen, aber zum Beispiel auch bei der „Nacht der Toleranz“ in Grafenrheinfeld auf. Die Songauswahl ist bei „Mosaik“ demokratisch – für die Band opfert der Fan der Metal-Band Korn nicht nur seine Freizeit, sonders singt sogar mal was von Xavier Naidoo.

Quelle: MainPost, Nike Bodenbach

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